Abgeschiedenheit und Gemeinschaft genießen, Tag 113 bis 121

Die Tage hier ziehen ins Land. Obwohl wir keine Unternehmungen haben, wird es uns nicht langweilig. Erik und ich genießen die gemeinsame Zeit beim Kochen, Abwaschen, Kaffee trinken und die vielen Gespräche über unterschiedlichsten Themen mit den anderen Familien hier sehr. Den Kindern geht es ebenso. Sie stehen in der Frühe selbstständig auf. Unser Großer zieht sich alleine an, putzt Zähne und ist dann meist erst mit Hunger oder dem Wunsch nach einer Vorlesegeschichte wieder zu sehen. Er verbringt einen Großteil seiner Zeit beim Spielen mit den anderen Kindern und selbst in den Ruhepausen spielen sie gemeinsam Karten, Malen, Basteln und lass sich gemeinsam ein Buch vorlesen. So kennen wir unseren kleinen Eigenbrötler garnicht! Die Kleine spielte oft mit den anderen Kindern, vor allem mit den Kleineren, aber auch sehr oft für sich alleine. Dabei ist sie zufrieden und ausdauernd, wenn sie z.B. im Sand Nudeln mit Sojasoße und Tofu kocht. So entdecken wir auch bei unserer kleinen Abenteurerin eine andere Seite! 

Auch unsere Gedanken kommen zur Ruhe. Wir finden Zeit und Ruhe, um über viele Dinge nachzudenken, uns zu reflektieren und wieder zu uns selbst zu finden. Das gilt für uns als Einzelpersonen, als Paar, aber auch als Familie. Mir war diese Möglichkeit besonders wichtig. Ich war in der Vergangenheit unzufrieden mit mir und meinem Leben. Ich habe einige Punkte für mich und auch für uns herausgefunden, die ich und wir nun anpacken werden. Das macht Mut und Lust, vor allem für die Rückkehr nach Deutschland. So langsam stellt sich bei uns etwas Vorfreude ein. Umso intensiver werden wir die nächsten Wochen hier in Südostasien gemeinsam mit unseren Freunden, dann nochmal allein und zum Abschluss mit Eriks Gasteltern in Paris genießen. 

Nach der Schwüle und Hitze der letzten Wochen, genießen wir das Klima hier sehr. Es weht meist ein leichter Wind. So können wir mit der Hitze, die meist nach dem Sonnenaufgang entsteht besser umgehen. Wir hatten auch bewölkte Stunden und manchmal regnete es sogar leicht. Um die Mittagszeit ist die Sonne meist gnadenlos und heizt alles auf. Der Sand ist so heiß, dass ich mir meine Fußsohlen verbrannt habe. Spätestens ab 16 Uhr wird es wieder erträglicher und der Aufenthalt in der Sonne und vor allem am Strand ist sehr angenehm.

Neben der vielen Entspannung und Gemütlichkeit hatten wir auch kleine Highlights. An Tag 115 standen wir pünktlich um 6:30 Uhr auf, damit wir 7 Uhr startklar waren. Gemeinsam mit Rebekka, Michael und ihren Kindern von dreiKinderimGepaeck sortierten wir uns in ein Auto ein und fuhren zu den 30 Minuten entfernten Klias Wetlands. In diesen, mit dem Boot befahrbaren Mangrovenwälder leben viele Affen, vor allem Nasenaffen, aber auch Krokodile und einige Vögel sind dort zu Hause. Während wir auf dem Boot entlang der Mangrovenwälder fuhren und unser Guide die Bäume nach Affen absuchte, aßen wir unser Frühstück in Form von Pancakes, welche Michael am Vorabend vorbereitet hatte, Papaya und Bananen. Wir genoßen die tolle Landschaft, konnten aber leider nur wenige Affen entdecken. Vielleicht waren wir zu spät dran? Die Affen halten sich vorwiegend in den Morgen- und Abendstunden, wenn es noch kühl ist in den Bäumen auf. Sobald die Sonne herauskommt und es heiß wird, verziehen sie sich ins Unterholz.

An einem anderen Tag waren wir faul und gingen gemeinsam mit den anderen drei Earth Park-Familien Mittagessen. Wir, 8 Erwachsene und 11 Kinder quetschen uns in zwei Autos auf 12 Sitzplätze und fuhren zu einem kleinen Restaurant nicht weit von hier entfernt. Trotz Voranmeldung wirkten die Restaurantbesitzer leicht überfordert. Nachdem geklärt wurde, dass Fischsoße und Ei auch tierische Produkte sind, meisterten sie die Herausforderung für 19 hungrige Mäuler vegan, also nur mit nicht-tierischen Produkten zu kochen ganz gut: Sie servierten uns Reis, Nudeln und gedünstete Gurke. Wir genoßen es, nicht kochen zu müssen und einmal in der gesamten Gemeinschaft zu essen und zu quatschen.

Von Diddy erfuhren wir viel über Kickboxen und BJJ (Brazilian Jiu-Jitsu), da er leidenschaftlicher Kämpfer und Trainer ist. Vor dem Abendessen gab er Rebekka und mir einen kleinen Einblick in die Selbstverteidigung von Frauen. Er erklärte uns, wie wichtig die sofortige Reaktion ist, wenn jemand unerlaubt in die eigene, individuelle Privatzone eindringt. Wir übten uns zu schützen, falls wir geschlagen werden. Schlagen, falls wir uns wehren müssen und befreien, falls wir festgehalten werden. Eine sehr interessante Erfahrung, da ich glücklicherweise noch nie in eine verfängliche Situation geraten bin. Nach diesem kurzen Einblick werde ich nach unserer Rückkehr bestimmt einen Selbstverteidigungskurs besuchen. Wer also Lust hat sich mir anzuschließen, darf sich gern melden! Da Diddy darüber hinaus auch Kampfsportbekleidung entwirft und verkauft, deckte sich Erik mit zwei neuen Hosen als Badehosen ein. Somit konnten wir seine alte Badehose entsorgen, da diese auf Reise sehr gelitten und die Elastizität im Bund verloren hatte. 

Leider konnten wir in der traumhaften Kulisse und dem einladenden türkisblauen und glasklaren Meer nicht wirklich baden. Die Kinder spielten anfangs noch im seichten Wasser, doch die Anzahl der Quallen nahm stetig zu. Es ist Quallensession und so sind neben den harmlosen auch giftige Quallen dabei. Das ist nicht nur unangenehm, sondern es kann auch gesundheitsgefährdend werden. Nachdem einige Kinder weinend und mit Rötungen aus dem Meer kamen, ließen wir das Baden ganz sein. Das störte uns nur bedingt, da die Kinder hier viele andere Möglichkeiten zum Spielen fanden und nutzen. Auch die fehlende Abkühlung im warmen Meer fehlte uns selten. Wir hielten uns sehr viel im Schatten auf und meist wehte ein angenehmer Wind, der uns kühlte und auch die Mücken von Leib hielt. Auch die Sandfliegen bekamen so weniger Gelegenheit uns zu beißen und zu stechen. Die Strömung veränderte sich täglich und damit änderte sich auch das Aussehen des Meeres und des Strandes. Manchmal wurden viele Äste, Korallen und Müll angespült, ein anderes Mal wurde der Sand so aufgewühlt, dass das Meer braun erschien und einmal erschafften die Wellen einen natürlichen Pool im Sand. Das freute die Kinder! So nutzten sie diesen direkt zum Spielen im Wasser aus, bis er nach einigen Stunden versiegte.

Aus den angespülten Ästen und Hölzern machten wir an einem Abend ein Lagerfeuer. Dazu gab es lecker Stockbrot mit Salaten, Aioli-Dip und Bohnendip. Wie immer standen die Eltern am Feuer, ließen sich von den Sandfliegen die Füße und Beine zerbeißen, um dann schließlich die ersten hart erarbeiteten Stockbrote an die hungrigen Kinder abzugeben. Trotzdem ist es immer wieder ein geselligen Vergnügen. So genoßen wir die gemeinsame Zeit mit allen Familien und allen Kindern. Leider spürten wir an den darauffolgenden Tagen die Auswirkungen der Sandfliegenbisse und -stiche, denn es juckte furchtbar!

Als unser Abreisetag sich näherte, grübelte ich lange über unserem Gästebucheintrag. Mit dem Formulieren und Schreiben der Worte wurde mir klar, dass ich von hier noch nicht abreisen kann und will. Wir fühlen uns hier sehr wohl, es fehlt uns an nichts und wir vermissen nichts. Warum sollen wir uns jetzt bereits schon wieder auf den Weg machen? Unsere nächsten Stationen in Kota Kinabalu und Kinabalu National Park reizten mich nicht genug, um unseren Aufenthalt hier bereits zu diesem Zeitpunkt zu beenden. Erik willigte ohne viel zu überlegen ein, da er genauso fühlte. Somit verlängerten wir recht spontan, um eine weitere Woche. Wir bleiben nun bis zu unserem Abflugtag, denn das Flugticket nach Bangkok war gebucht. Dort erwarten uns dann Anne und Manu mit ihren Kindern, damit wir das Reiseabenteuer zu acht fortsetzen können.

An Tag 121 hieß es wieder einmal Abschied nehmen, von lieb gewonnenen Menschen. Rebekka, Michael und ihre Kinder machten sich am Morgen sehr zeitig auf den Weg auf das malaiische Festland, bevor sie dann Ende April nach Südafrika weiterreisen. Ihre drei quirligen Mädchen, Rebekka und Michael und der Anblick des abendlichen Elefantenrennens werden uns hier sehr fehlen!

3 Kommentare

  1. Ich wäre auch sofort dabei, wenn wir nicht so weit auseinander wohnen würden. Tolle Bilder und Berichte!!! Wir hatten eine super Zeit zusammen im Earth Park. Viel Spaß und weiterhin tolle Erlebnisse in Thailand. Wir sind schon gespannt, was Ihr noch alles berichten werdet. Ganz liebe Grüße von der Insel Pangkor

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