Mossy Forest, Tag 95

Heute klingelte um 6:30 Uhr unser Wecker. Das war für mich nach unserem gestrigen Reisetag viel zu zeitig. Die Kinder machten überraschenderweise super mit. Sie waren leise, zogen sich selbstständig an und aßen ihr Frühstück recht schnell. Pünktlich 8 Uhr waren wir an unserem Treffpunkt und fuhren mit einem Jeep, unserem Guide Raju, einer Malaysierin, einer Österreicherin und einem Schweizer mit Vollgas zum Mossy Forest. Wir wollten vor den Park Rangern da sein, um den seit 1. März 2019 erhobenen Eintritt zu sparen. Nach 20 Minuten Fahrt und 200 Höhenmetern waren wir da, aber die Ranger waren schneller. So gab uns Raju am Straßenrand eine Kurzeinführung zum Regenwald und dem Mossy Forest. Außerdem zeigte er uns einige besondere Pflanzen, welche hier wachsen. Ich lauschte fasziniert seinen Ausführungen und erzählte die vielen Informationen anschließend unseren Großen, der schon gespannt darauf wartete. Erik beschäftigte in der Zwischenzeit Mausepieps, die ihrem Bewegungsdrang nachging. Nach den vielen interessanten Fakten, wollte ich nun doch den Mossy Forest aus der Nähe sehen. So bezahlte ich die 30 MYR Eintritt (6 €) für 500 m Weg und einen Aussichtsturm und nahm Mausepieps mit.

Im Anschluss fuhren wir den Berg wieder hinab und stoppten an einem schönen Aussichtspunkt mit Blick über die saftig grünen Teeplantagen, bevor wir an einer Teefabrik abgesetzt wurden. Dort genoßen wir bei Eistee und Snacks die tolle Aussicht. Wir hatten wirklich Glück mit dem Wetter! Hier im Hochland ist es oft bewölkt und es kann jederzeit regnen. Das Wetter ist unvorhersehbar. Die Führung durch die Teefabrik war leider enttäuschend. Unser großer Schatz war sehr interessiert, jedoch dauerten die gesamten Ausführungen 2 Minuten mit einem kurzen Blick in die Fabrik.

Wir ließen uns auf dem Rückweg in Brinchang absetzen, um nach Rajus Empfehlung den Rückweg zu unserer Unterkunft zu Fuß zurücklegen. Wir hatten einen informativen und sehenswerten Vormittag, aber uns fehlte noch etwas Bewegung. Gestärkt mit einem kleinen Mittagssnack und Bananen zogen wir los. Der Weg verlief anfangs entlang einer Straße und einem Golfplatz, was sehr enttäuschend war. Später liefen wir einen gut ausgebauten Wanderweg durch den Regenwald, vorbei an dem Parit Fall. Der Wasserfall war schön gelegen, doch leider vermüllt. Der Weg endete zur Freude unseres Großen an dem bereits bekannten Spielplatz. So konnten wir unser Versprechen einlösen, ihm ein Fahrrad zu mieten. Nach kurzem Probieren, schließlich ist es ein großes und fremdes Fahrrad, fuhr er seine Runden und war sehr glücklich. Auch die Halfpipe nahm er interessiert unter die Lupe. Aber er fand nicht den Mut, diese zu befahren. Da Mausepieps auf dem Rückweg in der Trage eingeschlafen war, ging Erik mit ihr zurück in die Unterkunft. Dort holte er unseren Laptop und fragte nach einer Verlängerung. Während beide Kinder glücklich ihre Runden auf Fahrrad, Dreirad, Bobbycar, Tretauto & Co. fuhren, recherchierten und besprachen Erik und ich unsere Weiterreise.

Wir wägten Kosten und Zeit zu weiteren Reisezielen, wie Perhentian-Inseln oder Endau Rompin National Park ab und entschieden uns schließlich, doch noch in den Taman Negara National Park zu fahren. So buchten wir auch gleich eine Unterkunft für die ersten 2 Tage. Von den Perhentian-Inseln als Reiseziel verabschiedeten wir uns etwas wehmütig. Die Anreise und besonders die Abreise wären sehr lang und die Übernachtungen sehr kostenintensiv gewesen. 

Nach ca. 3-4 Stunden Recherche verließen wir den Spielplatz, um wieder einmal bei Kumar`s indisch Abend zu essen. Das Naan, der Roti, der Banana Leaf Rice und das Chana Masala schmeckten uns wieder sehr gut.

Folgende Fakten über den Mossy Forst fand sich so interessant, dass ich sie gern festhalten und teilen möchte.

  • Teil des ältesten Regenwaldes der Erde. Dieser erstreckte sich einst über Malaysia bis Brasilien und Australien (Daintree Forest).
  • Es gibt in Abhängigkeit der Höhe verschiedene Arten von Regenwald
  • Der Mossy Forest liegt auf ca. 2000 m und wird Higher Mountain Rainforest genannt. Aufgrund der Höhe ist er sehr feuchte und es gibt viele Moose, Farnen und Orchideen. 
  • Die Bäume sind dünn, aber dennoch sehr alt. Das langsamere Wachstum kommt von der Kälte welche aber das gesamte Jahr über konstant ist.
  • Das ganze Jahr über herrscht das gleiches Klima. Daher gibt es ausgesprochen viel Landwirtschaft. Angebaut werden Erdbeeren, Gemüse und das Nationalgetränk Tee. 
  • Fasziniert haben mich die verschiedene Farnarten: Im Sonnenlicht (groß wie Palmen) oder im Schatten klein und unscheinbar.
  • Viele Wildpflanzen im Regenwald, daher resistenter als gezüchtete Pflanzen. Wild- und Nutzpflanzen werden gekreuzt, um resistentere Nutzpflanzen zu bekommen. Viele Regenwaldpflanzen sind mit unseren Nutzpflanzen verwandt, da früher alles ein Kontinent war. Während der Evolution haben sie sich individuell der Umgebung angepasst.
  • Der für Insekten gefährliche Teil der fleischfressenden Pflanze ist keine Blüte, sondern ein Blatt. Sie lockt mit ihrem Nektar Insekten an. Trinken die Insekten zu viel von dem Nektar werden sie betrunken und fallen in den Kelch. Von der magensäure-ähnlichen Substanz werden sie zersetzt. Die Blüten in Baumkronen sind eher weiß, sie leuchten in der Sonne und locken somit besser Insekten an. Blüten in Bodennähe sind eher unscheinbar.
  • Leider werden Pflanzen oft von Touristen mitgenommen. Dies irritiert das Ökosystem, da ggf. Insekten, welche sich nur von dem Nektar dieser Pflanze ernähren verhungern. Diese Insekten fehlen dann als Nahrung für weitere Tiere in der Nahrungskette. Unser Guide betonte, dass die Mitnahme der Pflanzen unsinnig ist, da diese dauer-feuchtes Klima benötigen.
  • Hier im Mossy Forst leben viele tausende Insektenarten, längst sind nicht alle bekannt.
  • Bei den Insekten sind i.d.R. 98-99% Männchen und 1-2% Weibchen. Dies gilt auch bei den sehr lauten Zykaden. Diese schlüpfen aus einer Art Kokon und leben dann für ca. 2 Wochen. Wir hören diese jeden Abend, da diese extrem laut sind. Kein Wunder bei so einer Quote muss ein Männchen schon gut auf Suche nach einer Partnerin gehen.

Auch über die Teeproduktion in Malaysia haben wir einiges von Raju erfahren.

  • Gepflückt wird der Tee mittlerweile fast gar nicht mehr von Malaien. Das steigende Wirtschaftswachstum und der damit verbundene Wohlstand macht die Jobs nicht mehr interessant. Heutzutage kommen die Männer aus Myanmar, Bangladesch, Indien oder Nepal. Diese leben für 3 Jahre in Malaysia. Dann müssen sie zurück. Ihre Familie dürfen sie in der Zeit nicht mitbringen. Vergütet werden sie mit dem malaiischen Mindestlohn von 1.050 RM (210,-€) pro Monat.
  • Abgeernteter Tee ist nach 3 Wochen wieder pflückbereit. Nach 3 Monaten müssen die Teepflanzen gekürzt werden. Die meisten Teepflanzen sind über 100 Jahre alt.
  • Teepflanzen sind eigentlich Bäume, welche kurz gehalten werden um den Ertrag zu maximieren.
  • Der Tee aus den Cameron Highlands bleibt in Malaysia. In Malaysia werden pro Tag 50 Mio. Tassen Tee getrunken.
  • Der Tee wird maschinell geschnitten, anderswo wird dieser händisch gepflückt. Die Maschine wiegt ca. 8 kg und muss von 2 Arbeitern getragen werden. Ähnlich einer Heckenschere mit Gebläse werden die Blätter nach oben geblasen und dann abgeschnitten.