Tag 1: Die Familienfahrradtour startet

Unser Tag beginnt ganz ruhig. Gegen 8 Uhr werden alle so nach und nach wach. Ich bin schnell zum Bäcker gegangen und schon saßen wir am Frühstückstisch. Nach dem Frühstück war selbst der Große in Rekordgeschwindigkeit fertig. Aber irgendwie steckte der Teufel im Detail und das Packen der letzen Gegenstände dauerte irgendwie ewig. Und so kam es, das wir erst gegen 11 Uhr starteten.

Gut gepackt ist die halbe Miete

Die erste Etappe begann gewohnt anstrengend. Unseren Hausberg, den Wilden Mann hoch und dann Richtung Volkersdorf. Nach dem ersten steilem Stück ging es geschmeidig über die Felder. Während der Fahrt beobachteten wir Milane, die auf der Suche nach Futter über die abgeernteten Felder flogen und entdeckten ein Storchennest mit 1-2 Storchenkindern. Die Strecke war super zu befahren und beide Kids sind super geradelt.

Den ersten größeren Stopp machten wir in Radeburg nach ca. 17 km Fahrt. Hier stellten wir fest, dass wir einen Teil unseres Mittagessens zu Hause vergessen hatten. Alles nicht so schlimm, aber ärgerlich.

Mit einem Eis als Nachtisch im Bauch ging es gestärkt Richtung Brettmühlenteich – weitere 6 km. Dort angekommen wunderten wir uns doch wie voll es an einem Badesee im Nirgendwo sein kann. Das Wasser war kühl, der Strand war sandig und einen Eiswagen gab es auch. Was will eine Familie mehr?! An dem See wird gerade ein neues Feriendorf errichtet. Es sieht alles sehr schick aus. Die Badestelle wird nach der Eröffnung vermutlich nicht mehr frei zugänglich sein 🙁. Der Investor ist wohl der Besitzer von FreddyFresh wie wir später noch erfahren.

Vom Brettmühlenteich war es mehr oder weniger ein Katzensprung (4,3 km) zu unsere Unterkunft „Pension Heidemühle“ in Tauscha. Der Ort liegt auf einem Pilgerweg und so gibt es auch zünftige Pilgerunterkünfte. Der Empfang war sehr herzlich und zu meiner Überraschung hatten wir zwei Zweibettzimmer und nicht nur ein Schlaflager. Die Kleine hat sich sofort mit einen jüngeren Kind angefreundet, nur dem Großen war etwas langweilig und er zog sich mit seinem Hörbuch zurück. Gemeinsam mit zwei Pilgern ging es anschließend in die einzige Kneipe hier im Ort. Bis auf einen Stammgast waren wir dort auch die einzigen Gäste. Das wir mit Vegan hier nicht punkten können war klar, aber in der Karte gab es kein einziges fleischloses Gericht. Nach einem kurzen Plausch und einigen Überlegungen vom Wirt gab es Pommes mit Dosenchampignons mit einem kleinen Salat. Was will man mehr, war es dann doch Vegan. Der Große hatte so einen Hunger das er direkt eine zweite Portion Pommes verdrückte, obwohl er schon bei der ersten Portion Salat gegen Pommes getauscht hat. Fahrrad fahren mit viel Gepäck ist halt anstrengend.

Gemeinsam mit den Pilgern ließen wir den Abend gemütlich ausklingen. Beide sind von Görlitz gestartet und wollen bis Erfurt und Frankfurt laufen. Während der eine Rentner ist und dies jedes Jahr eine 6-8 wöchige Pilgertour unternimmt, lief der andere zum ersten Mal. Der Erfahrene schafft dabei bis zu 40 Kilometer am Tag. Respekt! (Erik)

Reisend, dieses Mal per Fahrrad unterwegs zu sein ist immer wieder spannend. Es erfordert Neuorientierung, nimmt dich raus aus deiner Gewohnheit und deinem Komfort, aber dafür auch raus aus dem Alltagstrott, was ich besonderes genieße. Die zwei Pilger gaben uns Einblicke in das Reisen zu Fuß, erzählten von freundlichen Menschen, die Wasser und manchmal auch einen Nachtisch anboten oder sogar einen Stück des Weges mit begleiteten. Unser Herbergsbesitzer gab uns viele Tipps für eine optimale Fahrradroute, damit wir mit den Kindern die Abschnitte auf der Bundesstraße vermeiden können und schwelgte dabei in Erinnerungen an seine Kindheit und Jugendzeit, als er die Wege zum Teil per Pferd geritten ist. Der Wirtshausbesitzer teilte seine Erinnerungen aus DDR-Zeiten als Mitroba-Angestellter und seine Dienstreisen in die BRD. Auch wenn es für mich oft herausfordernd ist, mich auf diese Begegnungen und Gespräche einzulassen, da ich mich nach einem anstrengenden Tag lieber zurück ziehen möchte, um Kraft für den nächsten Tag zu tanken, so finde ich es rückblickend immer wieder lohnenswert in diesen Momenten meine Komfortzone verlassen zu haben ☺️ (Tina)