Wir sehen Orang Utans, Tag 103 und 104

Heute wollten wir zeitig in den Tag starten. Doch der gestrige Tag saß uns noch in den Gliedern, so dass wir heute alle den Wecker um 5:45 Uhr nicht gehört haben. Ich wachte dann erschrocken 6:20 Uhr auf, weckte den Rest der Familie und mit vereinten Kräften und einem schnellen Fußmarsch schafften wir es rechtzeitig 7 Uhr an der Bushaltestelle zu sein. Der Plan war mit dem Linienbus in den Semenggoh Nature Reserve Park zu fahren. Die 9:00 Uhr Fütterung der Orang Utans wollten wir auf keinen Fall verpassen.

Doch der Bus ließ auf sich warten. Da das nicht ungewöhnlich sein soll, schenkten wir einem Taxifahrer keinen Glauben. Dieser erzählte uns, dass die Linie 6 eingestellt wurde und unterbreitete uns gleich das Angebot uns für 50 MYR (10,-€) zu fahren. Als wir dann mit einer Wartenden ins Gespräch kamen, erzählte sie uns das Gleiche: Die Linie 6 sei eingestellt. Um noch rechtzeitig im Semenggoh Nature Reserve zu sein, holten wir uns gleich ein Grab-Taxi. Mit diesem fuhren wir bis zum Eingang des Naturreservates. Dort kauften wir unsere Eintrittskarten und liefen den knappen Kilometer bis zu unserem Ziel: Dem Fütterungspunkt für Orang Utans. Nachdem wir unser Frühstück an einem kleinen Picknickplatz eingenommen haben, riefen schon die Ranger. Es sind bereits erste Orang-Utans da!

In dem Reservat leben ca. 40 Orang-Utans in freier Wildbahn. Einige von ihnen wurden aus Privatzoos oder anderen Orten gerettet. Diese werden über einen längeren Prozess wieder ausgewildert. Zwei mal täglich stellen die Parkranger Futter in Form von Obst und Kokosnüssen und manchmal Milch bereit. Je nach Lust und Laune kommen dann Orang-Utans vorbei. Aktuell ist immer noch Fruchtsession. Das heißt, die Tiere finden genügend Früchte im Regenwald. Wir hatten dennoch Glück und zwei Orang-Utans kamen pünktlich zur Fütterung. Die Tiere sind sehr gewaltig und extrem ruhig und besonnen. Wir beobachteten die Tiere eine ganze Weile. Unsere Kinder verloren allerdings relativ schnell die Geduld und suchten sich anderweitige Beschäftigung.

Die großen, besonnen Affen zu beobachten war sehr spannend. Wir schoßen auch wieder viel zu viele Bilder. Damit haben wir Tinas Wunsch, der bereits vor Reiseantritt bestand erfüllt. Doch so richtig glücklich machte sie das nicht. Woran dies liegt, konnten wir nicht herausfinden.

Nach einem kurzem Spaziergang durch den Regenwald ging es mit dem Minivan zurück in die Stadt. Dort aßen wir ein schnelles Mittagessen in Form von Kolo Mee, ein typisches Sarawak Nudelgericht und Kuh Tiaw (Reisnudeln mit ???). Danach ging es für alle zum Mittagsschlaf zurück in die Unterkunft. Geschlafen haben zwar nicht alle, aber die Pause tat allen sehr gut.

Abends gingen wir dann ausgerüstet mit Kamera und Stativ wieder an die Waterfront. Das bunte Lichterspiel wollten wir unbedingt festhalten. Auch der letzte Sonnenuntergang hatte besonders mich fasziniert. Beim Spaziergang an der Promenade trafen wir dann Kenny. Ihn kannten wir vom Mittagessen. Dort wechselten wir nur ein paar höfliche Worte. Ungeachtet dieser kurzen Begegnung begrüßte er uns überaus freundlich. Wir setzten uns zu ihm und plauderten bestimmt eine halbe Stunde. Er wartete auf seine Eltern, welche gerade auf einer Flussrundfahrt waren. Den Sonnenuntergang verpassten wir zwar damit, aber das Gespräch mit ihm war wirklich toll. Generell sind alle Menschen denen wir auf unserer Reise begegnen extrem freundlich und offen. Dies trifft hier in Malaysia irgendwie noch einmal besonders zu. Auch das friedliche Zusammenspiel der Kulturen fasziniert uns immer wieder. Da steht neben der Mosche, die Kirche, daneben der Hindu-Tempel und der buddhistische Tempel ist auch nicht weit. Auch auf der Straße trifft man auf Gruppen von Menschen, welche offenkundig unterschiedlicher Konfession sind. All dies funktioniert aus unserer Sicht ohne Konflikte. Wir fragen uns öfter, warum geht das in Deutschland nicht, oder warum ist viele diese Toleranz bei vielen verloren gegangen?

Am nächsten Tag ließen wir es wieder ruhig angehen. Nach dem Frühstück konnten die Kinder in dem riesigen Haus ausgiebig spielen. Ich widmete mich mal wieder dem Thema Wäsche. Während wir beim letzten mal unsere Schlafsäcke gewaschen hatten war diesmal eine normale Altagsladung dran. Nach dem Mittagsschlaf von Mausepieps gab es Kap Lapis für alle. Dieser Schichtkuchen ist eine Spezialität in dem Bundesstaat Sarawak. Traditionell wird dieser wohl bei speziellen Anlässen serviert. Kaufen kann man diesen Kuchen in allen möglichen Farbkombinationen.

Gestärkt von dem Kuchen wollten wir nun die andere Uferseite von Kuching erkunden. Aufgrund der Hitze ließen wir uns mit dem Grab direkt an die Fußgängerbrücke fahren. Anderes als erwartet war es auf der anderen Uferseite ziemlich tot und alle Wege führten entlang der Straße in der prallen Sonne. Wir ließen uns daher mit einem Taxi-Boot ein paar hundert Meter stromabwärts zu einem Food Court fahren. Erwartungsgemäß war auch dort gegen 17:00 Uhr noch ziemlich wenig los. Ein ABC zur Abkühlung gab es dennoch. Die wenigen Gäste unterhielten sich selbst mit Karaoke – naja es war eher ein Playback. Trotzdem war die Musik laut und die Auswahl sehr Zehennagel-hoch-rollend. Daher streiften wir nach der Abkühlung noch ein wenig durch das Wohnviertel. Die Leute lebten dort schon deutlich einfacher als in der Stadt. Zwischendrin gab es allerdings auch dort die ein oder andere Villa. In den engen Gassen wurden wir wieder einmal freundlich gegrüßt und gefragt ob wir Hilfe benötigen. Ein kleine Gruppe Kinder begleitete uns sogar ein Stück zurück Richtung Straße.